Kurzfassung
Ein wesentlicher Tätigkeitsbereich des Lehrerberufs ist die Diagnose. Kenntnisstände, Fortschritte und Schwierigkeiten von Schüler/innen müssen im Unterricht fortwährend diagnostiziert werden. Das Lehramtsstudium, welches die angehenden Lehrer/innen bestmöglich auf den zukünftigen Beruf vorbereiten soll, muss demnach auch die diagnostischen Kompetenzen der Studierenden aufbauen bzw. fördern. Im Rahmen dieser Studie soll untersucht werden, ob sich die diagnostischen Kompetenzen von Lehramts...
Ein wesentlicher Tätigkeitsbereich des Lehrerberufs ist die Diagnose. Kenntnisstände, Fortschritte und Schwierigkeiten von Schüler/innen müssen im Unterricht fortwährend diagnostiziert werden. Das Lehramtsstudium, welches die angehenden Lehrer/innen bestmöglich auf den zukünftigen Beruf vorbereiten soll, muss demnach auch die diagnostischen Kompetenzen der Studierenden aufbauen bzw. fördern. Im Rahmen dieser Studie soll untersucht werden, ob sich die diagnostischen Kompetenzen von Lehramtsstudierenden mit Hilfe von Videovignetten fördern lassen. Der Fokus der Diagnose liegt auf dem mathematischen Inhaltsbereich Funktionale Zusammenhänge. Dieser ist über alle Jahrgangstufen hinweg im Mathematikunterricht präsent und zudem wesentlich für das Verstehen von und das Sprechen über Zusammenhänge und Entwicklungen im Alltag sowie in der Wissenschaft. Das Konstrukt der diagnostischen Kompetenz umfasst unter anderem solche Fähigkeiten, die benötigt werden, um den Leistungsstand bzw. die Probleme der Schüler/innen beurteilen und Lernfortschritte erkennen zu können (Schrader, 2009; Weinert, 2000). Solche Erkenntnisse sollen allerdings nicht nur zu bestimmten Zeitpunkten, beispielsweise durch Klassenarbeiten und Tests, gewonnen werden, sondern fortlaufend während der Lernprozesse der Schüler/innen um zeitnahes und angemessenen Handeln zu ermöglichen. Im Unterrichtsgeschehen erfolgt dies allerdings unter einem gewissen Handlungsdruck (Praetorius et al., 2012), welcher vor allem zu Beginn der Lehrtätigkeit zu einer kognitiven Belastung führen kann. Um dem entgegenzuwirken soll die Förderung bereits während des Studiums stattfinden. Funktionales Denken setzt sich aus drei wesentlichen Aspekten zusammen: Zuordnung, Änderungsverhalten bzw. Kovariation sowie Funktion als Ganzes (Malle, 2000; Vollrath, 1989). Weiterhin zeichnet sich dieses durch die Verwendung von und den Wechsel zwischen verschiedenen Darstellungsformen aus. Die drei Aspekte des funktionalen Denkens lassen sich dabei am besten durch die Darstellung der Funktion als Graph veranschaulichen. Doch gerade der Wechsel zwischen der Situation und dem Funktionsgraphen ist oftmals mit Fehlern behaftet, da hierbei häufig Überschneidungen mit Alltagsvorstellungen auftreten (Nitsch, 2015). In einer Interventionsstudie soll untersucht werden, ob sich spezielle Facetten der Diagnosekompetenz von Lehramtsstudierenden – nämlich solche, die sich auf den Umgang mit Funktionsgraphen beziehen – durch die Bearbeitung von Videovignetten fördern lassen. Hierzu soll ein bestehendes Instrument (ViviAn) im Hinblick auf den Forschungsschwerpunkt weiterentwickelt werden, welches als Förderinstrument zum Einsatz kommen soll. Dieses Instrument beinhaltet neben den thematisch ausgewählten Videosequenzen auch die Arbeitsaufträge der Schüler/innen sowie deren Lösungen. Hiermit wird versucht eine hohe Realitätsnähe zu schaffen. Weiterhin bietet ViviAn die Möglichkeit Diagnoseaufträge darzubieten, um die Aufmerksamkeit der Studierenden zu fokussieren.
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Veröffentlichungen
- Hofmann, Rita; Roth, Jürgen
- Lernfortschritte identifizieren: Typische Fehler im Umgang mit Funktionen
- Hofmann, Rita; Roth, Jürgen
- Arbeiten mit Funktionsgraphen – Zur Diagnose von Fehlern und Fehlvorstellungen beim Funktionalen Denken
- Hofmann, Rita; Roth, Jürgen
- Von der Situation zum Graph und umgekehrt – Hindernisse und Schülervorstellungen.