Pausanias in der Korinthia
Laufzeit: 11.11.2014 - 31.07.2017
Partner: Ephorie Korinth
Förderkennzeichen: AZ 05/BE/14
Förderung durch: Gerda Henkel-Stiftung
Kurzfassung
Pausanias besitzt für die Kenntnis der Archäologie und Geschichte Griechenlands, der antiken Topographie und Wegeverbindungen, Kulte und Mythen eine überragende Bedeutung. Seine Schrift wurde früher oftmals als ‚Reisebeschreibung‘ missverstanden, doch hat die Forschung inzwischen die Stellung des Pausanias in seinem zeitgenössischen geistesgeschichtlichen Umfeld der Zweiten Sophistik herausgearbeitet. Die Intention des Pausanias lag vor allem in der Herausstellung besonders bemerkenswerter...Pausanias besitzt für die Kenntnis der Archäologie und Geschichte Griechenlands, der antiken Topographie und Wegeverbindungen, Kulte und Mythen eine überragende Bedeutung. Seine Schrift wurde früher oftmals als ‚Reisebeschreibung‘ missverstanden, doch hat die Forschung inzwischen die Stellung des Pausanias in seinem zeitgenössischen geistesgeschichtlichen Umfeld der Zweiten Sophistik herausgearbeitet. Die Intention des Pausanias lag vor allem in der Herausstellung besonders bemerkenswerter Monumente und nicht darin, eine vollständige Darstellung des zeitgenössischen Bestandes zu geben, obgleich entsprechende Äußerungen des Autors durchaus missdeutet worden sind. Tatsächlich werden große Teile des archäologischen Bestandes von ihm unberücksichtigt gelassen, vor allem finden hochhellenistische Werke und Gebäude so gut wie keine Erwähnung. Die Auswahlkriterien des Pausanias sind deshalb von der altertumswissenschaftlichen Forschung in den letzten beiden Jahrzehnten wiederholt untersucht und herausgearbeitet worden . In diesem Sinne muß Pausanias Periegesis deswegen vor allem als Literatur und erst dann als topographische Beschreibung verstanden werden .
Durch die Berücksichtigung dieser Forschungsergebnisse moderner Quellenkritik wird der Wert der Schrift des Pausanias für die moderne Forschung erheblich gesteigert, denn erst auf diese Weise wird eine angemessene Bewertung des berücksichtigten Denkmälerbestandes ermöglicht und Aussagen zu der zeitgenössischen Sicht auf Griechenland, seine Geschichte und Monumente erlaubt. Andererseits wird besondere Vorsicht in der Bewertung jener Monumente walten müssen, die von Pausanias nicht erwähnt wurden: Aus dem Schweigen des Periegeten wird man ohne weitere Kenntnisse heutzutage weder eine Datierung noch eine Aussage über die Existenz ableiten, sondern zunächst vor allem die Intention des Verfassers in Rechnung stellen. Grundlage der Bewertung und Deutung der Schrift des Pausanias ist daher vor allem die Kenntnis des archäologischen Befundes und dessen Gegenüberstellung mit der Beschreibung des Pausanias unter Berücksichtigung der oben skizzierten Forschungsergebnisse zur Aussageabsicht.
Hier setzt das beantragte Projekt an, in dem die Beschreibung der Korinthia durch Pausanias aufgearbeitet werden sollen. Das Projekt wird in Kooperation des Antragstellers mit PD Dr. Konstantinos Kissas, Direktor der Ephorie in Korinth, durchgeführt. Ziel des beantragten Projektes ist es, eine Bewertung des zweiten Buches unter Berücksichtigung der archäologischen Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte vorzunehmen. Dabei ist zu betonen, daß der archäologische Bestand nicht nur als Kommentar und Illustration dienen soll, sondern vielmehr liegt der Ansatz des Forschungsvorhabens darin, eine gegenseitige Deutung und Interpretation von Befund und Text vorzunehmen.
Die Korinthia (vgl. Abbildung) ist als Untersuchungsregion deswegen besonders geeignet, weil hier in den letzten Jahren umfangreiche archäologische Forschungen stattgefunden haben, die sich nicht mehr nur auf die Stätten mit übergeordneter Bedeutung, wie Korinth, Isthmia, Nemea oder Perachora, beschränken. Durch die topographische Ausweitung der archäologischen Forschungen sowie infrastrukturelle Großprojekte mit archäologischer Begleitung (z.B. Ausbau der Autobahn von Korinth nach Patras ‚Olympia Odos‘, Ausbau der Eisenbahnstrecke von Korinth nach Kiato, Bau einer Erdgaspipeline von Korinth über Argos nach Megalopolis) hat vielmehr das Wissen um die Archäologie der Region eine enorme Bereicherung und Verbreiterung erfahren. Der Betrachtungsraum soll daher das gesamte Gebiet der ehemaligen Präfektur Korinthia (Nomos Korinthias) umfassen und somit über die antike Landschaft Korinthia, die von Pausanias zur Argolis gerechnet wurde (Paus. II, 1,1), hinausreichen.
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