Ende und Anfang im Tempel von Heliopolis (Ägypten)
Laufzeit: 01.06.2021 - 31.05.2024
Partner: Prof. Dr. Dietrich Raue, Universität Leipzig, Ägyptologisches Institut
Förderkennzeichen: 457860285
Förderung durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektmittel (€): 35369
Kurzfassung
Heliopolis war während mehr als 2400 Jahren eines der bedeutendsten Kultzentren des Alten Ägypten. Sein Tempelkult thematisiert die Zusammengehörigkeit der Welt und die direkte Abstammung des Königtums aus der Schöpfung. Wenig andere Heiligtümer können ein derart kontinuierliches Engagement der Herrschaft vorweisen. Seinem Ruf als Wissenstresor ist die Überlieferung zu bedeutenden Besuchern (Platon u.a.) zu verdanken.Der Fundplatz selbst ist heute durch die moderne Stadtplanung, Mülldeponien...Heliopolis war während mehr als 2400 Jahren eines der bedeutendsten Kultzentren des Alten Ägypten. Sein Tempelkult thematisiert die Zusammengehörigkeit der Welt und die direkte Abstammung des Königtums aus der Schöpfung. Wenig andere Heiligtümer können ein derart kontinuierliches Engagement der Herrschaft vorweisen. Seinem Ruf als Wissenstresor ist die Überlieferung zu bedeutenden Besuchern (Platon u.a.) zu verdanken.Der Fundplatz selbst ist heute durch die moderne Stadtplanung, Mülldeponien und den steigenden Grundwasserspiegel bedroht. Seit dem frühen 20. Jh. galt der Tempel als vollständig zerstört und wurde nicht zum Ziel systematischer Ausgrabungen. Der ägyptisch-deutschen Unternehmung gelangen hingegen 2012-2019 landschaftsarchäologische Einsichten, Beobachtungen zur Kulttopographie sowie stratigraphische Ergebnisse und wichtige Einzelfunde zum 4.-1. Jt. v. Chr.Tempeldämmerung: Das Projekt konzentriert sich auf die Archäologie, Architektur und Epigraphie der letzten Phase des Tempels, in der das Sanktuar nochmals einen hohen, auch internationalen Ruf genoss. Dieser jüngste Gebäudebestand zum 4. Jh. v. Chr. kann durch geophysikalische Surveys und Ausgrabungen mit vertretbarem Aufwand erreicht werden. Hier ist es die Koexistenz von Gebäuden und Denkmälern stark unterschiedlichen Alters, die eine Vielzahl von Fragen aufwirft. Das Projekt richtet sich deshalb 2021-2023 auf den Dromos und drei zugehörige Sanktuare, die durch geophysikalische Surveys und Notgrabungen 2017-2019 lokalisiert wurden. Für die Rekonstruktion des Zustands des 4. Jhs. v. Chr. werden zudem die Bauteile der Spätzeit im Antikenmagazin von Matariya dokumentiert sowie die Archivalien zu ägyptischen Notgrabungen (1950-1985) ausgewertet. Zugleich werden die schon in der Antike in das Römische Reich verschleppten Denkmäler kompiliert und rekontextualisiert. In einer zweiten Projektphase (2024-2026) wird angestrebt, die obersten Straten der südlichen Abschnitte des Temenos zu untersuchen. Hier können anhand von Archivalien, Surveydaten und Notgrabungen kleinere Sanktuare und Gebäude der Tempelinfrastruktur erwartet werden.Ursachenforschung: Die Ergebnisse sollen einen substanziellen Beitrag zu der Frage des „Endes“ von Heliopolis beitragen. Lange vor den Tempelschließungen der späten Kaiserzeit endet das Engagement der Pharaonen im 3. Jh. v. Chr. Der Anfang des Abbaus der Monumente beginnt zweifelsohne schon in der Ptolemäerzeit, wohingegen Heliopolis in der demotischen Literatur noch bis in die Römische Zeit hinein präsent bleibt.Erinnerungsspuren: Das Denkmalcorpus erlaubt in der zweiten Projektphase (2024-2026) die Frage nach der Neuinterpretation der Denkmäler an ihren neuen Plätzen im Römischen Reich bzw. einer heliopolitanischen Handschrift im frühen Kontakt Ägyptens mit Europa nachzugehen. Schließlich war Heliopolis der erste große Tempel, der einem Abriss und der Entfernung von Gegenständen der Tempelausstattung in der griechisch-römischen Zeit zur Verfügung stand. » weiterlesen» einklappen