Konstruktionen von "Cargo" - Zur Verarbeitung von kultureller Fremderfahrungen in ausgewählten Regionen von Papua-Neuguinea
Laufzeit: 01.05.1995 - 30.04.1998
Partner: Dr. Ton Ottto, Katlieke Universität Nijmegen, NL
Förderkennzeichen: II/70 606
Förderung durch: VW-Stiftung
Projektmittel (€): 2571290
Kurzfassung
Ziel des geplanten Forschungsprojektes ist es, auf der Basis von 2 ethnologischen Einzeluntersuchungen in ausgewählten Regionen Papua-Neuguineas Formen der indigenen Verarbeitung von Fremderfahrung zu analysieren. Zu diesem Zweck sollen im Verlauf mehrere stationärer Feldforschungsaufenthalte jeweils Daten zur Auseinandersetznung mit bestimmten Elementen der westlichen Kultur erhoben werden: Die erste Einzeluntersuchung vergleicht die Aufnahme verschiedener Formen des Christentums in New...Ziel des geplanten Forschungsprojektes ist es, auf der Basis von 2 ethnologischen Einzeluntersuchungen in ausgewählten Regionen Papua-Neuguineas Formen der indigenen Verarbeitung von Fremderfahrung zu analysieren. Zu diesem Zweck sollen im Verlauf mehrere stationärer Feldforschungsaufenthalte jeweils Daten zur Auseinandersetznung mit bestimmten Elementen der westlichen Kultur erhoben werden: Die erste Einzeluntersuchung vergleicht die Aufnahme verschiedener Formen des Christentums in New Britain und in den Southern Highlands Province; Gegenstand der zweiten Einzeluntersuchung ist die Geschichte und neuere Entwicklung der zunächst primär politisch motivierten Paliau-Bewegung in der Manus Province. Ausgangspunkt der Untersuchung ist die These, daß sich in Papua-Neuguinea aus der wechselseitigen Beeinflussung von Tradition und importierter Moderne ein kulturelles Orientierungssystem herauszubilden begonnen hat, das bei der Bewältigung von Fremdeinflüssen bis heute eine zentrale Rolle spielt und das sich gleichermaßen in Cargo-Kulten, in der Formation christlicher Gemeinden, in politischen Bewegungen und in ökonomischen Unternehmungen manifestiert. Dieser Ansatz soll es erlauben, die aus westlicher Seite bislang oft übersehenen melanesischen Besonderheiten der indigenen Verarbeitung von kultureller Fremderfahrung zu verdeutlichen. Dazu gehören vor allem Dynamik und Vielschichtigkeit: Die Einheimischen experimentieren mit den einzelnen Elementen der westlichen Kultur in wechselnder Reihenfolge oder auch simultan, um einerseits zu werden "Wie die Weißen" und um andererseits gerade auf diese Weise ihre als bedroht empfundene eigene Identität zu behaupten. Dabei betrachten die Einheimischen westliche Güter, das Christentum, politische Institutionen und die Geldwirtschaft als wesentlich für die westliche Kultur, so daß sie im Grunde versuchen, das Bedrohende zum Schutz des Bedrohten einzusetzen. Gegenstand des geplanten Forschungsprojektes sind Beispiele für einen Umgang mit kulturellen Fremdeinflüssen, die sich dadurch auszeichnen, daß diese nach Maßgabe der eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen umgestaltet und in das eigene integriert werden. Diese Beispiele eignen sich insofern über die Beschäftigung mit Papua-Neuguinea hinaus als Grundlage für interkulturelle Vergleiche und damit für die Gewinnung von "Interkultureller Kompetenz".» weiterlesen» einklappen