Kurzfassung
Im Zuge des Renaissancehumanismus werden aus der Antike auch eine Reihe von Wissensdisziplinen übernommen, die aus moderner Sicht unmissverständlich in den Bereich der Scharlatanerie verwiesen sind, die jedoch für die Ausbildung der modernen Wissenschaften eine wichtige Rolle gespielt haben und darüber hinaus einen besonderen lebensweltlichen Bezug aufweisen. Ebenso wie die Astrologie die Zukunft aus den Sternen lesen zu können glaubt, widmen sich die Physiognomik, die Chiromantik und die...Im Zuge des Renaissancehumanismus werden aus der Antike auch eine Reihe von Wissensdisziplinen übernommen, die aus moderner Sicht unmissverständlich in den Bereich der Scharlatanerie verwiesen sind, die jedoch für die Ausbildung der modernen Wissenschaften eine wichtige Rolle gespielt haben und darüber hinaus einen besonderen lebensweltlichen Bezug aufweisen. Ebenso wie die Astrologie die Zukunft aus den Sternen lesen zu können glaubt, widmen sich die Physiognomik, die Chiromantik und die Metoposkopie der Lektüre von Körperzeichen. Das Teilprojekt analysiert die Textualisierung und Fiktionalisierung dieser Wissensbestände und der zugehörigen oficios in der spanischen Literatur der Siglos de Oro. Während in unterschiedlichen literarischen Gattungen verschiedene Strategien des Umgangs mit diesem Wissen - wie Marginalisierung in der erotischen Literatur, Inventarisierung im Ritterroman und Popularisierung im Drama - erkennbar sind, zeigt sich in diachroner Perspektive eine im Laufe des 17. Jahrhundert zunehmend kritische Haltung gegenüber diesen auf der Denkfigur der Analogie basierenden Wissensformen, die überdies an das im posttridentinischen Spanien problematische Prinzip der Prädestination gebunden sind. » weiterlesen» einklappen