Kurzfassung
Im bisherigen Projektverlauf konnten wir die Hypothese bestätigen, dass Probleme bei der Hinwendung
selektiver Aufmerksamkeit auf den Zielreiz eine wichtige Rolle für die zum Teil dramatischen
Maskierungseffekte bei Intensitätsdiskrimination unter nicht-simultaner Maskierung spielen. Dabei sind in
unseren Experimente erstaunlich große inter-individuelle Unterschiede (bis zu 20 dB) in den
Diskriminationsschwellen unter zeitlicher Maskierung aufgetreten, obwohl wir fast ausschließlich
normalhörende,...Im bisherigen Projektverlauf konnten wir die Hypothese bestätigen, dass Probleme bei der Hinwendung
selektiver Aufmerksamkeit auf den Zielreiz eine wichtige Rolle für die zum Teil dramatischen
Maskierungseffekte bei Intensitätsdiskrimination unter nicht-simultaner Maskierung spielen. Dabei sind in
unseren Experimente erstaunlich große inter-individuelle Unterschiede (bis zu 20 dB) in den
Diskriminationsschwellen unter zeitlicher Maskierung aufgetreten, obwohl wir fast ausschließlich
normalhörende, junge und kognitiv leistungsstarke Probanden untersucht haben (Studentinnen und Studenten).
Ähnliche Befunde gibt es in früheren Experimenten zum Thema und in Experimenten zu informational masking,
in denen ebenfalls eine Rolle selektiver Aufmerksamkeit angenommen wird. Daran anknüpfend soll als erstes
Ziel der hier beantragten zweiten Projektphase die Hypothese getestet werden, dass eine
aufgabenübergreifende Fähigkeit zur Zuweisung selektiver Aufmerksamkeit auf einzelne Elemente eines
Stimulus eine Determinante der Intensitätsauflösung unter Vorwärtsmaskierung ist. Neben zwei klassischen
Aufgaben aus der Kognitionspsychologie, mit denen die räumliche und zeitliche Kontrolle der auditiven und
visuellen Aufmerksamkeit erfasst wird, wird zusätzlich die Arbeitsgedächtnisspanne sowie die Leistung in
basalen auditiven Aufgaben gemessen (u.a. Sensitivität für die zeitliche auditive Feinstruktur, Gap Detection).
Wir erwarten Korrelationen zwischen der Intensitätsauflösung unter Vorwärtsmaskierung und den Leistungen in
den Aufmerksamkeitsaufgaben, jedoch nur geringe Zusammenhänge mit der basalen auditiven Verarbeitung.
Das zweite Ziel ist, die Hypothese zu testen, dass die Intensitätsauflösung unter nicht-simultaner Maskierung ein
Marker für die Sprachverstehensleistung in komplexen Kommunikationssituationen ist. Wenn ein Zielsprecher
gemeinsam mit Störsprechern dargeboten wird ("Cocktailparty-Situation"), so zeigen sich laut aktuellen Studien
große interindividuelle Unterschiede in der Sprachverstehensleistung bei normalhörenden Probanden. Wir
vermuten, dass auch hier zentrale Mechanismen wie die Zuweisung selektiver Aufmerksamkeit eine
entscheidende Rolle spielen. Mittels korrelativer Analysen werden wir testen, welche der von uns erfassten
Leistungen (Intensitätsdiskrimination unter zeitlicher Maskierung, basale auditive Verarbeitung, Kontrolle der
selektiven Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis) die Sprachverstehensleistung in einer Cocktailparty-Situation am
besten vorhersagen. Dabei werden wir verschiedene simulierte Cocktailpartyumgebungen untersuchen, die sich
hinsichtlich des Vorliegens energetischer bzw. nicht-energetischer Maskierung, der Bedeutung der zeitlichen
Feinstruktur sowie der Anzahl der Störsprecher unterscheiden.» weiterlesen» einklappen