Promotionsprojekt: Auswirkungen von sexualisierter Kriegsgewalt auf die Konstruktion von Geschlecht und Identität (Arbeitstitel)
Laufzeit: 01.01.2014 - 30.07.2020
Kurzfassung
Sexualisierte Kriegsgewalt begleitet gewaltsame Konflikte seit jeher. Sie hat sich im Laufe der veränderten Kriegsführung vervielfältigt, war aber schon in historischen Kriegen vorhanden (Künzel 2003). Die Hauptbetroffenen dieser Gewalt – insbesondere in Form von Vergewaltigungen – sind Frauen. Sie werden häufig zu dem „typischen Opfer“ stigmatisiert, weil sie nach wie vor ausschließlich als Zivilpersonen wahrgenommen werden. Problematisch dahinter ist nicht nur die Stereotypisierung derer,...
Sexualisierte Kriegsgewalt begleitet gewaltsame Konflikte seit jeher. Sie hat sich im Laufe der veränderten Kriegsführung vervielfältigt, war aber schon in historischen Kriegen vorhanden (Künzel 2003). Die Hauptbetroffenen dieser Gewalt – insbesondere in Form von Vergewaltigungen – sind Frauen. Sie werden häufig zu dem „typischen Opfer“ stigmatisiert, weil sie nach wie vor ausschließlich als Zivilpersonen wahrgenommen werden. Problematisch dahinter ist nicht nur die Stereotypisierung derer, die als „Opfer“ bezeichnet werden, sondern eine solche Sichtweise führt auch zu Verallgemeinerungen von Opfererfahrungen, zu Verfestigungen im Geschlechterverhältnis und zur Tabuisierung von männlichen Opfern. Denn dass auch Männer Opfer sexualisierter Kriegsgewalt werden, wird bis heute in der Forschung fast vollständig ausgeklammert. Nur wenige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigen sich explizit mit diesem Thema (Zarkov 2001, 2007 und 2010, Loncar u.a. 2010), einige verweisen lediglich auf das Phänomen (Bassiouni/McCormick 1996; Blagojevic 2000, Nikolic-Ristanovic 2000), selten hört und liest man von Männern als Opfer von sexualisierter Gewalt in der medialen Öffentlichkeit (Zarkov 2001, 2007 und 2010, Perras 2012). Auch wenn Frauen zweifellos viel häufiger Opfer von sexualisierter Gewalt wurden und werden, bedarf es gerade aus Sicht der Geschlechterforschung einer Öffnung des Blicks auf die Geschlechterdynamiken hinter diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dies ist nur möglich, wenn der Blick auf sexualisierte Kriegsgewalt gegenüber beiden (bzw. allen) Geschlechtern gerichtet wird. Die Notwendigkeit die Geschlechterdynamiken hinter den Taten zu betrachten und zu hinterfragen, wird auf wissenschaftlicher Ebene nach wie vor wenig diskutiert (Buchwald 2013).
In der Arbeit wird der Frage, wie sich erfahrene Gewalt auf die Konstruktion von Männlichkeit und die (Geschlechts)Identität auf betroffene Männer auswirkt. Durch diese Fragestellung wird bereits deutlich, dass sich die Arbeit an der Schnittstelle unterschiedlicher Disziplinen bewegt und bewusst einen interdisziplinären Zugang wählt: Während der Forschungszusammenhang in der Friedens- und Konfliktforschung angesiedelt ist, sind die Forschungsfoki aus der Soziologie (Sozialkonstruktion) und der Psychologie (Identität sowie Posttraumatische Belastungsstörungen) entlehnt. Gleichzeitig liegt der Arbeit eine Arbeitsweise zugrunde, wie sie in der Geschlechterforschung üblich ist, d.h. es wird eine selbstreflektierende und subjektbezogene Haltung eingenommen.» weiterlesen» einklappen
Veröffentlichungen
- Buchwald, Christine
- What men do not speak about: Sexualised violence during war and its consequences