Der Einsatz visueller Medien in der Armenfürsorge in Großbritannien und Deutschland um 1900
Laufzeit: 01.01.2005 - 31.12.2009
Förderung durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Kurzfassung
Das interdisziplinär angelegte Teilprojekt C 6 untersucht Lichtbilder aus dem Motivkreis Armut und ihren Einsatz bei Projektionsvorstellungen in der britischen und deutschen Armenfürsorge um 1900. Es besteht aus zwei Teiluntersuchungen:
Auf der Ebene der Medienprodukte wird die ikonographische und dramaturgische Repräsentation von Armut und Armen in seinerzeit weit verbreiteten Lichtbilderserien untersucht.
Auf der Ebene der Mediengeschichte werden Zwecke, Modalitäten und Wirkungen der...Das interdisziplinär angelegte Teilprojekt C 6 untersucht Lichtbilder aus dem Motivkreis Armut und ihren Einsatz bei Projektionsvorstellungen in der britischen und deutschen Armenfürsorge um 1900. Es besteht aus zwei Teiluntersuchungen:
Auf der Ebene der Medienprodukte wird die ikonographische und dramaturgische Repräsentation von Armut und Armen in seinerzeit weit verbreiteten Lichtbilderserien untersucht.
Auf der Ebene der Mediengeschichte werden Zwecke, Modalitäten und Wirkungen der Verbreitung entsprechender Lichtbildserien in der britischen und deutschen Armenfürsorge rekonstruiert.
Einflussreiche Wohltätigkeitsorganisationen der britischen Armenfürsorge nutzten die Projektionskunst, ein wichtiges visuelles Medium der zeitgenössischen Populärkultur, und veranstalteten zahlreiche Projektionsvorstellungen von Lichtbilderserien zum Thema Armut. Diese waren entweder in erzieherischer Absicht an arme Publika gerichtet oder an wohlhabende Publika zum Zweck der Spendensammlung. Zentrales Anliegen der Aufführungen war die Linderung der Not der Armen durch vorbeugende Aufklärungsmaßnahmen, z. B. den pädagogischen Einsatz von Lichtbilderserien gegen Alkoholmissbrauch, der unter Armen in den industriellen Ballungszentren weit verbreitet war. Da die an arme Publika adressierten Projektionsvorstellungen kostenlos waren, wurden pädagogische Bilderserien zur Vermittlung erwünschter sozialer Haltungen üblicherweise eingebettet in unterhaltsame visuelle und auditive Darbietungen.
Auf dieser medialen Ebene der Armenfürsorge geht es im Unterschied zu sozialen Hilfsmaßnahmen um symbolisch geregelte und gestaltete Prozesse von Inklusion und Exklusion, deren Grenzziehungen pädagogisch definiert sind und daher zwangsläufig von den sozialen Einschluss- und Ausgrenzungsmechanismen der materiellen Fürsorgepraxis abweichen.» weiterlesen» einklappen