Kurzfassung
Geschäftsregeln und Geschäftsprozesse haben sich in der Praxis als nutzvolles Werkzeug für die Geschäftsorganisation etabliert. Diese Artefakte werden meist von menschlichen Modellierern erstellt und gewartet. Ein potenzielles Problem in diesem Kontext sind Inkonsistenzen, welche aus der inkrementellen und kollaborativen Wissensmodellierung entstehen können. So berichten beispielsweise Batoulis und Weske (2017) über eine Case-Study in einer deutschen Versicherungsfirma, wo 27% der...Geschäftsregeln und Geschäftsprozesse haben sich in der Praxis als nutzvolles Werkzeug für die Geschäftsorganisation etabliert. Diese Artefakte werden meist von menschlichen Modellierern erstellt und gewartet. Ein potenzielles Problem in diesem Kontext sind Inkonsistenzen, welche aus der inkrementellen und kollaborativen Wissensmodellierung entstehen können. So berichten beispielsweise Batoulis und Weske (2017) über eine Case-Study in einer deutschen Versicherungsfirma, wo 27% der analysierten Geschäftsregeln besagte Mängel aufwiesen. Speziell im Kontext der Digitalisierung, bei der Prozesse in verschiedenen sozio-technischen-, multi-kulturellen und gerichtlichen Anwendungskontexten benutzt werden, steigt die Komplexität des Business Process Management (BPM) und Business Rule Management (BRM).
Da Business Rules das de facto Untersuchungobjekt im Compliance Management darstellen, wo Regeln verwendet werden um die Konformität von Prozessausführungen zu verifizieren, sind Inkonsistenzen deshalb auch ein Problem im Rahmen des Compliance Managements, da inkonsistenze Regelbasen nicht benutzt werden können um Konformität zu gewährleisten, was wiederum den bisherigen Investitionen der Unternehmens zu diesem Zwecke entgegenwirkt. Hier bedarf es an Methoden welche Inkonsistenzen identifizieren können und Unternehmen somit eine feingranulare Analyse im Sinne der Auflösung von Inkonsistenzen liefern können.
Des Weiteren können verschiedene Modellierer unter Umständen widersprüchliche Spezifikationen eines Modells explizieren, was zur Folge hat, dass die Konsolidierung der entsprechenden Teilmodelle in einem unerfüllbaren Gesamtmodell resultiert und einer Anpassung bedarf. In diesen Fällen bedarf es Methoden, die diese Konflikte analysieren und dem Nutzer mit einer entsprechenden Analyse unterstützt, so dass dieser das Modell neu modellieren oder geeignete (semi-)automatische Korrekturmaßnahmen einleiten kann. Hieraus zeigt sich ein klarer Bedarf für eine qualitative Identifikation von Inkonsistenzen sowie der quantitativen Untersuchen der jeweiligen Schwere von Inkonsistenzen.
Daher beabsichtigen wir die Untersuchung der Identifikation, Analyse und Auflösung von Inkonsistenzen in Geschäftsregeln und Geschäftsprozessen. Im geplanten Projekt möchten wir die Forschungslücke schließen, wie Unternehmen mit inkonsistenten Geschäftsprozessen und Geschäftsregeln umgehen können. Hierbei basiert unser geplanter Ansatz auf der Anwendung von Methoden des Feldes der Inkonsistenzmessung, ein wissenschaftliches Teilgebiet im Bereich der Wissensrepräsentation. Unser Ziel ist es, Maße zur quantitativen Bewertung der Schwere von Inkonsistenzen zu entwickeln und diese in einer für die Stakeholder im BPM/BRM adäquaten Form aufzubereiten. Die Identifizierung und Analyse, sowie Korrekturmechanismen können so Unternehmen im Rahmen des Business Process Improvement unterstützen.
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