Starten Sie Ihre Suche...


Durch die Nutzung unserer Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen

Bourdieus Erben: Zur Rückkehr der Klassenfrage in der französischen Gegenwartsliteratur

Laufzeit: 01.04.2021 - 31.03.2024

Förderkennzeichen: SCHU 1621/3-1

Förderung durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projektmittel (€): 177.100

Kurzfassung


Das Projekt beleuchtet aktuelle gesellschaftspolitische Problemlagen und deren Narrativierung in der französischen Gegenwartsliteratur. Hierzu wird das Korpus der im Zentrum stehenden Texte (ersch. 2003 bis heute) unter Zuhilfenahme sowohl literatursoziologischer als auch narratologischer Methoden untersucht. Die Projektarbeit erfolgt in doppelter Fokussierung: In einem ersten Schritt werden der derzeit zu beobachtende ‚Bourdieu-Boom‘ in den Geisteswissenschaften und die damit einhergehende...Das Projekt beleuchtet aktuelle gesellschaftspolitische Problemlagen und deren Narrativierung in der französischen Gegenwartsliteratur. Hierzu wird das Korpus der im Zentrum stehenden Texte (ersch. 2003 bis heute) unter Zuhilfenahme sowohl literatursoziologischer als auch narratologischer Methoden untersucht. Die Projektarbeit erfolgt in doppelter Fokussierung: In einem ersten Schritt werden der derzeit zu beobachtende ‚Bourdieu-Boom‘ in den Geisteswissenschaften und die damit einhergehende Rückkehr der Klassenfrage im Horizont aktueller Krisenerscheinungen reflektiert. Zu diesen zählen u. a. Globalisierung und Deindustrialisierung, Elitenbildung und Prekarisierung, soziale Spaltungsprozesse und Migrationsherausforderungen. In einem zweiten Schritt, der zugleich den Hauptteil der Projektarbeit darstellt, wird die intensive Bourdieu-Rezeption in der französischen Gegenwartsliteratur näher untersucht. Hierbei werden drei Gruppen von Texten unterschieden: a) Autosoziobiografien mit direkter Bezugnahme auf Bourdieu (z. B. von Annie Ernaux, Didier Eribon und Édouard Louis), b) Romane, die insbesondere den Strukturwandel in den postindustriellen Randregionen Frankreichs thematisieren (z. B. von Pierre Jourde, Nicolas Mathieu und Aurélie Filippetti) und c) Gesellschaftsromane, die Bourdieus Ausführungen zur sozialen Distinktion der bürgerlichen Eliten in zeitgenössische Narrative einbetten (z. B. von Michel Houellebecq, Virginie Despentes und Leïla Slimani). In allen drei Gruppen werden sowohl die gesellschaftskritischen Diskurse als auch die jeweils distinkten Erzählmodi analysiert, d. h. es geht nicht nur um das „Was“, sondern ebenso um das „Wie“ der Narrativierung. Als Ergänzung zu den Textanalysen wird abschließend Bourdieus Wirken als engagierter Intellektueller vor dem Hintergrund seiner Identität als ‚Klassenflüchtling‘ näher in den Blick genommen, mithin seine intellektuelle Selbstinszenierung. Sein Ideal des interventionistischen „intellectuel collectif“ wirkt insbesondere in den linken Kreisen des heutigen Pariser Literaturbetriebs nach und führt nicht nur zu einer Wiederkehr klassischer "littérature engagée", sondern zu öffentlichen, teils ambivalenten Solidarisierungen mit diversen Protestbewegungen. Hierbei spielen in Ergänzung zum Kernkorpus auch Paratexte in Form von öffentlichen Verlautbarungen sowie Social-Media-Aktivitäten der zu untersuchenden Autor/inne/n eine wichtige Rolle. Ziel des Projektes ist eine systematische und zugleich repräsentative Gesamtdarstellung des aktuellen literarischen Feldes mit Rekurs auf das Werk und Wirken Bourdieus. » weiterlesen» einklappen

  • Bourdieu Gegenwartsliteratur soziale Klassen Bildungsaufstieg littérature engagée Frankreich

Projektteam


Beteiligte Einrichtungen