Verträge im Gesundheitswesen - Krankenkassen auf dem Weg vom Einprodukt- zum Mehrproduktunternehmen
Laufzeit: 01.05.1997 - 31.12.2006
Kurzfassung
Petra Riemer-Hommel, A.M., Ph.D.: Ziel: Steigende Kosten und anhaltender medizinischer Fortschritt im Gesundheitsbereich unterstreichen die Dringlich-keit weiterer Reformbemühungen. Betrachtet man die bisher diskutierten Vorschläge, fällt auf, dass alle Expertengre-mien (OECD, Monopolkommission, Sachverständigenrat) nach mehr vertraglicher Flexibilität und einer größeren Rolle für die Krankenkassen rufen. Gefordert wird vor allem die Möglichkeit, von den bisherigen universellen Verträgen...Petra Riemer-Hommel, A.M., Ph.D.: Ziel: Steigende Kosten und anhaltender medizinischer Fortschritt im Gesundheitsbereich unterstreichen die Dringlich-keit weiterer Reformbemühungen. Betrachtet man die bisher diskutierten Vorschläge, fällt auf, dass alle Expertengre-mien (OECD, Monopolkommission, Sachverständigenrat) nach mehr vertraglicher Flexibilität und einer größeren Rolle für die Krankenkassen rufen. Gefordert wird vor allem die Möglichkeit, von den bisherigen universellen Verträgen durch eine Aufhebung des Kontrahierungszwanges abweichen zu können (durch § 140 SGB V möglich geworden). Ziel dieses Projektes ist es, zu analysieren, welche Vor- bzw. Nachteile sich für die Kassen mit der Möglichkeit verbinden, sich vom Einprodukt- zum Mehrproduktunternehmen zu wandeln. Vorgehen: Die selektive Ausgestaltung von Verträgen wird im Bereich der Industrieökonomie insbesondere im Hinblick auf die Distribution von Konsumgütern untersucht. Was die Anwendungen auf gesundheitsökonomische Fragen angeht, so gibt es nur eine beschränkte Anzahl von Modellen, die sich explizit mit der Vertragswahl von Anbietern und Nachfragern im Gesundheitswesen auseinandersetzen. Gal-Or (1996, 1997) modelliert die Vertragswahl differenzierter Anbieter, Gaynor/ Ma (1996) modellieren differenzierte Versicherer. Kein Modell setzt sich mit der Problematik eines Krankenversicherers als Multiprodukt-Oligopol auseinander. Daher wird diese Fragestellung hier auf der Basis eines Nested-Multinominal Logit Modells untersucht, mit dem bereits in anderen Bereichen erfolgreich zweistufige Wahlprozesse untersucht worden sind (Ben-Akiva 1973; Anderson/de Palma 1992 a, b). Weiterhin wird eine Einordnung der theoretischen Ergebnisse in den historischen Kontext hinzugefügt, da es sich bei der jetzigen Entscheidung für oder gegen universelle Verträge um eine Situation mit historischen Parallelen zu den Entscheidungsprozessen in den Anfängen des deutschen Gesundheitssystems handelt. Über einen Zeitraum von 40 Jahren sind Vertragsformen und Institutionen entstanden, wobei man damals eine Entwicklung von selektiven hin zu universellen Verträgen beobachten konnte. Eine empirische Überprüfung der aktuellen Vertragswahlentscheidungen ist aus Mangel an Vertragsabschlüssen zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Stand: Ausgehend von der Darstellung der Entscheidungssituation der Kassen wird ein Multiprodukt-Oligopol Modell mit Nachfrageinterdependenzen genutzt, um die Entscheidung für die optimale Produktlinien- und Preisgestaltung abzubilden. Die Ergebnisse werden nun im letzten Schritt sowohl in die aktuelle als auch die historische Reformdebatte im deutschen Gesundheitswesen eingeordnet. Zeitplan: Seit 03/2002: Elternzeit; 2006: Überarbeitung der Rohfassung» weiterlesen» einklappen