Marktpräferenzen - Wie können Übergänge von Coordinated Market Economies zu Liberal Market Economies erklärt werden?
Laufzeit: 01.01.2005 - 31.12.2007
Kurzfassung
Dana Liebmann, M.A.: Ziel: In der Literatur wurden empirische Widersprüche zu den Annahmen der Varieties of Capitalism Theorie von Hall und Soskice gefunden. Ein kultureller Erklärungsansatz für die unerwarteten Cluster-Bewegungen zwischen Coordina-ted und Liberal Market Economies in den 1990er Jahren soll getestet werden. Aus theoretischer Sicht können die Werthaltungen bzw. die kulturellen Orientierungen, die in Nationen vorherrschen, als mögliche erklärende Variable für einen...Dana Liebmann, M.A.: Ziel: In der Literatur wurden empirische Widersprüche zu den Annahmen der Varieties of Capitalism Theorie von Hall und Soskice gefunden. Ein kultureller Erklärungsansatz für die unerwarteten Cluster-Bewegungen zwischen Coordina-ted und Liberal Market Economies in den 1990er Jahren soll getestet werden. Aus theoretischer Sicht können die Werthaltungen bzw. die kulturellen Orientierungen, die in Nationen vorherrschen, als mögliche erklärende Variable für einen Insititutionenwandel in Betracht gezogen werden. Auch aus empirischer Sicht erscheint dies sinnvoll. Bspw. finden sich in der politikwissenschaftlichen Demokratisierungsforschung Hinweise, dass die (über die Zeit stabilen) Werthaltungen von Bevölkerungen einen signifikanten Erklärungsbeitrag liefern bei der Frage, welche Länder ihre Institutionen in Richtung demokratischer Strukturen reformieren und welche nicht. Eine international vergleichende Studie mit 14 Ländern (westeuropäische Länder und Nordamerika) soll die Frage klären, ob und inwieweit auch im Fall von wirtschaftlicher Liberalisierung in den 1990er Jahren kulturelle Orientierungen eine erklärende Kraft besitzen. Vorgehen: Die Hypothesenbildung stützt sich primär auf institutionenökonomische Theorien: Property Rights Theorie und Transaktionskostentheorie (v.a. die Arbeit von North 1988) sowie Social Capital Theorie (Coleman 1990 u.a.). Prinzipiell ist aber ein interdisziplinäres Herangehen vorgesehen. Wichtig ist hierbei die interdisziplinär konzipierte Arbeit von Hofstede 1980 und 2002. Es wird zudem auf theoretische und empirische Arbeiten aus der Soziologie, Politikwissenschaft und Psychologie Bezug genommen. Diese legen, wenn auch mit anderen Termini, äquivalente Hypothesen nahe wie institutionenökonomische Arbeiten, die Normen und Werte diskutieren. Zudem werden ökonomische Anwendungen der Evolutionstheorie herangezogen. Hierbei wird die sozioökonomische Situation in evolutionären Strukturen und Mechanismen interpretiert. Diese Analyse bietet eine zusätzliche Möglichkeit, die Hypothesen zu begründen. Zudem bietet sie den Vorteil, dass die z. T. überlappenden oder angrenzenden Theoriebausteine aus verschiedenen Disziplinen in einem einheitlichen Denk- und Interpretationsschema eingeordnet werden können. Mit Befragungs-Items aus dem World Values Survey soll für 14 Länder (1990 und 1999) getestet werden, ob ein Zu-sammenhang zwischen wirtschaftlicher Liberalisierung und kulturellen Prädispositionen bzw. Werthaltungen existiert. Dies betrifft den Aspekt des ´Wollens´ von wirtschaftlicher Liberalisierung bzw. die Akzeptanz derartiger Entwick-lungen in Bevölkerungen. Der wirtschaftliche Institutionenwandel wird anhand der Arbeit von Paunescu und Schneider 2004 repräsentiert. Sie untersuchen die Aussagen des Varieties of Capitalism Ansatzes von Hall und Soskice. Die Operationalisierung des Systems der Arbeitsmarktregulierung und Unternehmensbeziehungen sowie des Finanz- und Ausbildungssystems nehmen sie mit OECD-Daten vor, auf die hier zurückgegriffen wird. Der Aspekt des ´Müssens´ von Liberalisierung soll anhand von Daten der Weltbank zu wirtschaftlicher Internationalisierung einbezogen werden. Die Aspekte des ´Wollens´ und ´Müssens´ stehen im Zentrum der Untersuchung. Am Rande wird ergänzend auf den Aspekt des ´Könnens´ eingegangen. ´Können´ wird verstanden im Sinne von Einflüssen der Rechtstraditionen in den untersuch-ten Ländern auf die Reformfähigkeit hierzu sollen rechtshistorische Studien herangezogen werden. Stand: Zurzeit werden die verfügbaren Daten für die Auswertung vorbereitet und v. a. statistisch-methodische Literatur bearbeitet, um eine adäquate Auswertungsstrategie zu entwerfen. Parallel hierzu wird die bislang erarbeitete Theorie systematisiert und zusammengefasst. Weiteres Vorgehen: Im Bereich des ´Müssens´ von Liberalisierung sollen später noch Möglichkeiten von alternativen Operationalisierungen erarbeitet und, sofern Daten vorhanden sind, getestet werden. Analysen von Kultur- und Rechts(kultur)räumen ergaben interessante Parallelen. Die Suche nach Literatur, die den (anscheinend vorhandenen) Zusammenhang zwischen kultureller Tradition und Rechtstraditionen sowie nach Literatur, die den möglichen Zusam-menhang zwischen Reformfähigkeit und Rechtstraditionen erörtert, dauert an. Eigenständige Suche lieferte bislang keine Ergebnisse und die Kontaktaufnahme zum rechtshistorischen Lehrstuhl der Universität Trier führte zu einem Verweis an das Max Planck Institut für Europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt. Diesem Hinweis wird nachgegan-gen werden, um den Argumentationsstrang zu vertiefen, soweit es die Literaturlage zulässt.; Zeitplan: 01/200507/2005: Literatursuche zur Erarbeitung eines Dissertationsthemas, Erarbeitung einer Forschungsfrage; 07/200510/2005: Weiterführende Literatursuche zum o. g. Thema, Hypothesenbildung, Datensuche und -beschaffung, Klärung der Datenverfügbarkeit nach Ländern und Erhebungszeitpunkten; 11/200503/2006: Erarbeitung eines angemessenen methodischen Vorgehens (z. B. Arten von Clusteranalysen), Datensätze für die Analyse vorbereiten (z. T. zusammenführen und rekodieren), weitere Literatursuche und -aufarbeitung v. a. im rechtswissenschaftlichen Bereich; 04/200612/2006: Datenauswertung entsprechend der erarbeiteten Vorgehensweise, Zusammenschreiben des Theorie-teils mit Literaturüberblick; 01/200707/2007: evtl. Erarbeitung und Vergleichstests von alternativen Operationalisierungsansätzen; 07/200712/2007: Niederschrift und Fertigstellung der Arbeit» weiterlesen» einklappen