Kurzfassung
Im Rahmen des Projekts „Motivierte Verzerrungen bei der Rezeption empirischer Forschungsbefunde: Die Rolle von sozialer Identität und moralischen Wertüberzeugungen“ haben wir den Umgang wissenschaftlicher Laien mit Forschungsprogrammen und -befunden aus einer dezidiert sozialpsychologischen Perspektive untersucht. Mit unseren Erkenntnissen wollen wir dazu beitragen, das Verhalten wissenschaftlicher Laien beim Umgang mit Forschungsbefunden besser zu verstehen. Dabei zielen wir vor allem auf...Im Rahmen des Projekts „Motivierte Verzerrungen bei der Rezeption empirischer Forschungsbefunde: Die Rolle von sozialer Identität und moralischen Wertüberzeugungen“ haben wir den Umgang wissenschaftlicher Laien mit Forschungsprogrammen und -befunden aus einer dezidiert sozialpsychologischen Perspektive untersucht. Mit unseren Erkenntnissen wollen wir dazu beitragen, das Verhalten wissenschaftlicher Laien beim Umgang mit Forschungsbefunden besser zu verstehen. Dabei zielen wir vor allem auf psychologische Phänomene ab, die im Kontext einer vermehrten Rezeption wissenschaftlicher Informationen im Internet und einer zunehmend dichteren Kommunikation über Forschung in virtuellen Diskussionsforen, Blogs und sozia-len Netzwerken als neuartig betrachtet werden müssen. Den von uns durchgeführten Studien liegt die ge-meinsame Frage zugrunde, inwiefern der Schutz persönlicher oder sozialer Überzeugungen oder Motive − im Sinne einer Defensivmotivation (Hart et al., 2009) − einen forschungskritischen Rezeptions- und Kommu-nikationsstil begünstigt. So konnten wir (a) bei jenen Personen, die sich von einem bestimmten Forschungs-programm in ihrer sozialen Identität bedroht fühlen, fundamental forschungskritische Einstellungen gegen-über diesem Forschungsprogramm nachweisen und (b) bei jenen Personen, für die ein bestimmtes wissen-schaftlich zu erforschendes Thema eine moralische Wertebedrohung impliziert, motivierte Verzerrungen bei der Suche nach wissenschaftlichen Informationen nachweisen.
Diese Befunde werfen nun in dreierlei Hinsicht Fragen auf, die in der geplanten zweiten Projektphase ge-nauer untersucht werden sollen: Erstens stellt sich die Frage, inwiefern sich die von uns untersuchten Effekte − welche sich bislang auf einen einzigen konkreten Inhaltsbereich, nämlich die sozialwissenschaftliche Forschung zur Wirkung gewalthaltiger Computerspiele, beziehen – auf andere Inhaltsbereiche übertragen lassen. Zweitens stellt sich die Frage, welche psychologischen Mechanismen den gefundenen Effekten zugrunde liegen. Drittens stellt sich die Frage, welche Verhaltenskonsequenzen diese Effekte haben und inwiefern das entsprechende Verhalten für das Individuum (oder für eine soziale Gruppe) funktional ist.
Im Folgenden wird zunächst auf die Erkenntnisse aus der ersten Projektphase genauer eingegangen. An-schließend werden die offenen Fragen, die in der zweiten Projektphase in den Blick genommen werden sol-len, ausführlich beschrieben.
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Projektteam
- Tobias Rothmund
- ehemalige/r Mitarbeiter/in
(Institut für Kommunikationspsychologie und Medienpädagogik)