Kurzfassung
Die gegenwärtig populärste apokalyptische Bewegung knüpft sich an das "Ende des Maya-Kalenders", das auf den 21.12.2012 terminiert wird. Im Bezug auf dieses Datum formiert sich seit mehreren Jahren eine neue Bewegung, die heterogene Akteure durch die Fixierung auf endzeitliche Bedeutungsdramatisierungen in einen gemeinsamen Wissenshorizont einbindet. Das Spektrum reicht von amerikanischen Siedler-Milizen über die französische UFO-Szene bis zu deutschen Esoterikern. Der immense...Die gegenwärtig populärste apokalyptische Bewegung knüpft sich an das "Ende des Maya-Kalenders", das auf den 21.12.2012 terminiert wird. Im Bezug auf dieses Datum formiert sich seit mehreren Jahren eine neue Bewegung, die heterogene Akteure durch die Fixierung auf endzeitliche Bedeutungsdramatisierungen in einen gemeinsamen Wissenshorizont einbindet. Das Spektrum reicht von amerikanischen Siedler-Milizen über die französische UFO-Szene bis zu deutschen Esoterikern. Der immense Bekanntheitsgrad des Themenkomplexes ‚Weltuntergang 2012' bietet insbesondere der deutschen, ihre Wissenschaftsnähe betonenden Gruppe von Grenzwissenschaftlern die Chance, ihre Theorien und Themen in das Umfeld der 2012-Bewegung zu lancieren und damit eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.
Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojektes wird untersucht, wie in diesem Amalgam eine Chance entsteht, die Aufmerksamkeit einer allgemeinen Öffentlichkeit auf periphere Wissensgebiete zu lenken, indem etwa die Theorien der "morphogenetischen Felder" (Rupert Sheldrake), der "instrumentellen Transkommunikation" (Ernst Senkowski) oder der bio-physischen Bedeutung elektromagnetischer Felder (Dieter Broers) in ihrem innovativen Potential ausgelotet und gegebenenfalls als Wissenskulturen allgemein anerkannt werden.
Hieran soll ferner gezeigt werden, dass die Theorie der funktionalen Differenzierung, die in der Wissenschaftssoziologie das Augenmerk auf die horizontale Ausbildung von Disziplinen und Subdisziplinen lenkt, in dem Einfluss sozialer Bewegungen auf Wissensgenerierung ihre Grenzen findet. Stattdessen soll im Anschluss an Edward Shils ein Zentrum-Peripherie-Modell vorgeschlagen werden, das geeignet ist, die Unterscheidung zwischen Wissenschaft und Pseudo- bzw. Parawissenschaft graduell auszudifferenzieren und Innovation durch einen Tausch zwischen zentralen und peripheren Wissenskulturen zu erklären.» weiterlesen» einklappen