Unmittelbare Bewegung bei geistiger Arbeit
Laufzeit: 01.01.2005 - 31.12.2006
Kurzfassung
Jahrelang galt Büroarbeit als belastungsarme Tätigkeit. Die daraus entstehenden physischen und psychischen Beanspruchungen wurden in ihrem Ausmaß teilweise unterschätzt. Nach derzeitigem Kenntnisstand kann noch nicht beurteilt werden, ob und in welchem Ausmaß die auf den Menschen einwirkenden Belastungen zu akuten oder chronischen Erkrankungen führen bzw. diese ungünstig mit beeinflussen. Dabei gehören heutzutage Büroangestellte zu einer der Gruppen, welche die größte Anzahl an...Jahrelang galt Büroarbeit als belastungsarme Tätigkeit. Die daraus entstehenden physischen und psychischen Beanspruchungen wurden in ihrem Ausmaß teilweise unterschätzt. Nach derzeitigem Kenntnisstand kann noch nicht beurteilt werden, ob und in welchem Ausmaß die auf den Menschen einwirkenden Belastungen zu akuten oder chronischen Erkrankungen führen bzw. diese ungünstig mit beeinflussen. Dabei gehören heutzutage Büroangestellte zu einer der Gruppen, welche die größte Anzahl an krankheitsbedingten Ausfalltagen aufweist. In der Bundesrepublik Deutschland verursachten Muskel-Skelett-Erkrankungen aus Bewegungsmangel 300 Arbeitsunfähigkeitstage pro 100 Versichertenjahre (DAK-Gesundheitsreport, 2003) und liegen damit – wie in den Vorjahren – an der Spitze aller Krankheitsarten. An Forschungsergebnissen und Literatur zum Thema körperliche Bewegung und Bürogestaltung herrscht kein Mangel. Über die Festlegung der Aufgaben, der organisatorischen Implementierungsstrategien, über Möbeldesign bis hin zur ergonomischen Gestaltung des Bildschirmarbeitsplatzes liegen umfassende Erkenntnisse vor, die auch in der Gesetzgebung, unter anderem als Bildschirmarbeitsplatzverordnung Eingang gefunden haben. Dagegen sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Auswirkungen einer Steh-Sitz-Dynamik bei Bildschirmarbeit auf die kognitive Leistungsfähigkeit, auf die Arbeitsleistung sowie auf das körperliche und psychische Wohlbefinden unzureichend.
Zieldefinition: Ziel der geplanten experimentellen Studie ist die Untersuchung der Auswirkungen einer Steh-Sitz-Dynamik bei Bildschirmarbeit (Sitzanteil ca. 50%) auf die kognitive Leistungsfähigkeit, auf die Arbeitsleistung, auf die physiologischen Parameter Herzfrequenzvariabilität, Augenbewegung und Muskelaktivität sowie auf das körperliche und psychische Wohlbefinden.
Methode: Das Projekt ist in drei Teilprojekte unterteilt. In Teilprojekt I werden die bisherigen Kenntnisse zu dem Thema aus arbeitsmedizinischer Sicht erfasst, zusammengestellt und analysiert (Literaturrecherche). Teilprojektes II ist die Untersuchung der Effektivität einer Steh-Sitz-Dynamik bei Bildschirmarbeit. Probanden werden an insgesamt fünf Arbeitstagen (je vier Stunden) im psychophysiologischen Labor an einem Bildschirmarbeitsplatz mit höhenverstellbaren Arbeitstischen standardisierte Arbeitsaufgaben (Eingabe von Zahlen) erledigen. Die Kontrollgruppe wird etwa 85% ihrer Arbeitszeit im Sitzen verbringen, die Untersuchungsgruppe ca. 50%. Nach jeder Arbeitsstunde wird die erbrachte Arbeitsleistung an Hand der Quantität des eingegebenen Zahlenmaterials pro Zeit sowie der Häufigkeit von Falscheingaben gemessen. Fragebögen zur Messung des psychischen und physischen Wohlbefindens und ein Konzentrationstest werden am Beginn und am Ende jedes Untersuchungstages von den Probanden bearbeitet. Während des Experiments werden mit dem Gerät „Somnoscreen“ die körperlichen Parameter Herzfrequenzvariabilität, Augenbewegung und Muskelaktivität kontinuierlich aufgezeichnet. Im Teilprojekt III werden Präventionsmaßnahmen für eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheit, des Wohlbefindens und der Leistung am Arbeitsplatz entwickelt und von Vertretern der wissenschaftlichen Disziplinen und der betrieblichen Praxis diskutiert.» weiterlesen» einklappen