Kurzfassung
Als eine wesentliche Bedingung für erfolgreiches Lehrerhandeln wird das Professionswissen angenommen (Kunter et al., 2011). In Anlehnung an Shulman (1987), welcher erstmals unterschiedliche Bereiche des Professionswissen von Lehrkräften systematisch unterschied, werden in der Bildungsforschung in der Regel drei inhaltliche Dimensionen des Lehrerprofessionswissens unterschieden: das Fachwissen, das fachdidaktische und das pädagogisch-psychologische Professionswissen (Kunter et al., 2011)....Als eine wesentliche Bedingung für erfolgreiches Lehrerhandeln wird das Professionswissen angenommen (Kunter et al., 2011). In Anlehnung an Shulman (1987), welcher erstmals unterschiedliche Bereiche des Professionswissen von Lehrkräften systematisch unterschied, werden in der Bildungsforschung in der Regel drei inhaltliche Dimensionen des Lehrerprofessionswissens unterschieden: das Fachwissen, das fachdidaktische und das pädagogisch-psychologische Professionswissen (Kunter et al., 2011). Neben der inhaltlichen Komponente des Professionswissens wird zwischen drei Wissensarten unterschieden: dem deklarativen, dem konditionalen sowie dem prozeduralen Wissen (Lenske et al, 2016; Anderson, 1988). Universitäten stehen teilweise in der Kritik, hauptsächlich deklaratives Wissen zu vermitteln und wenig praxisnah zu lehren. Um die Handlungskompetenz zukünftiger Lehrkräfte in konkreten Situationen zu stärken, ist jedoch gerade eine Integration von Praxiselementen erforderlich, die das anwendungsbezogene (konditional-prozedurale) Wissen in den Fokus rückt (Schneider & Bodensohn, 2014). Unterrichtsbesuche sind im Rahmen der Lehre häufig nicht zu realisieren, sodass videografierte Unterrichtsszenen eine gute Alternative darstellen, um universitäre Lehre praxisnäher zu gestalten.
Leitziel des Teilprojektes 1.2 liegt in der Überbrückung des Theorie-Praxis-Bruchs in der universitären Lehre. Im Sinne der sozial-kognitiven Lerntheorie nach Bandura wird das professionelle Handeln von Experten im Unterricht gefilmt (Bandura, 1963). Hierzu findet eine enge Kooperation mit den umliegenden Studienseminaren statt, indem Fachleiter/innen während ihres Unterrichts videografiert werden. In einem Kodier- bzw. Ratingprozess werden im Anschluss Prototypen gelungenen Lehrerhandelns in Bezug auf prototypische Anforderungssituationen gefiltert. Klassifiziert werden die Prototypen jeweils hinsichtlich der zehn Unterrichtsqualitätskriterien nach Helmke (2014). Die ausgewählten Prototypen lassen sich auch als best practice Videovignetten bezeichnen, da sie jeweils gelungenes Lehrhandeln in einer bestimmten Anforderungssituation zeigen. Auf Basis des Videomaterials wird ein Lehr-Lernkonzept entwickelt, in welchem Studierende das Experten- sowie Schülerverhalten beobachten und die jeweilige Anforderungssituation sowie das Lehrhandeln kritisch reflektieren. Durch positive Zuschreibungen des Expertenverhaltens werden den Studierenden Strategien und Verfahren zur Gestaltung von Unterricht aufgezeigt, die ihre Handlungskompetenz erweitert und ihre professionelle Identität als Lehrkraft stärkt (Bromme, 1997). Der Reflexionsprozess wird durch den Einsatz etablierter Instrumente zur Unterrichtsreflexion unterstützt (z. B. Linzer-Diagnosebogen zur Klassenführung: vgl. Lenske, 2012; EMU: vgl. Helmke et al., 2012).
Anhand eines quasi-experimentellen Designs wird überprüft, inwiefern best-practice-Videovignetten geeignet sind, um das anwendungsbezogene Wissen und die Reflexionsfähigkeit der Studierenden zu fördern.
» weiterlesen» einklappen
Projektteam
- Gerlinde Lenske
- ehemalige/r Mitarbeiter/in
(Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie)