Moralisches Fehlverhalten von Politikern – Zum Einfluss auf soziales Vertrauen, bürgerliche Partizipation und zivilcouragiertes Verhalten.
Laufzeit: 01.01.2012 - 31.12.2015
Partner: Jun. Prof. Anna Baumert, Dipl. Psych. Anna Halmburger, Prof. Jürgen Maier, Prof. Manfred Schmitt
Förderung durch: Land Rheinland-Pfalz
Kurzfassung
In den letzten Jahrzehnten wurde in den Sozialwissenschaften der Niedergang des „Sozialkapitals“ (bspw. Putnam, 1993; 1995) diskutiert. Sozialkapital wird dabei als gesellschaftliche Ressource verstanden, die auf der Kooperationsbereitschaft ihrer Bürger basiert. Putnam (1993) macht einen innergesellschaftlichen Verlust an sozialem Vertrauen für eine Verringerung des Sozialkapitals verantwortlich. Soziales Vertrauen wird dabei als Aggregat aus (a) generalisiertem Vertrauen in andere Menschen,...In den letzten Jahrzehnten wurde in den Sozialwissenschaften der Niedergang des „Sozialkapitals“ (bspw. Putnam, 1993; 1995) diskutiert. Sozialkapital wird dabei als gesellschaftliche Ressource verstanden, die auf der Kooperationsbereitschaft ihrer Bürger basiert. Putnam (1993) macht einen innergesellschaftlichen Verlust an sozialem Vertrauen für eine Verringerung des Sozialkapitals verantwortlich. Soziales Vertrauen wird dabei als Aggregat aus (a) generalisiertem Vertrauen in andere Menschen, und (b) Vertrauen in die politischen und sozialen Institutionen verstanden (Kelly, 2009).
Während bislang vorwiegend korrelative Untersuchungen zur Entwicklung von sozialem Vertrauen vorliegen, sollen im vorliegenden Projekt experimentelle Studien zur Wirkung der Berichterstattung über Politiker auf soziales Vertrauen und das Kooperationsverhalten von Bürgern durchgeführt werden. In diesem Projekt sollen vor allem zwei Formen vertrauensbasierten Kooperationsverhaltens untersucht werden: Politische Partizipation (z.B. Teilnahme an Wahlen, Engagement in politischen Gruppen etc.) und zivilcouragiertes Verhalten.
Die theoretischen Annahmen stützen sich dabei auf das SeMI-Modell (Sensitivity to Mean Intentions, Gollwitzer & Rothmund, 2009), ein sozial-kognitives Modell der Informationsverarbeitung. In diesem Modell werden Person x Situation Interaktionen in der Form spezifiziert, dass opfersensible Menschen (Person) auf Informationen über antisoziales Verhalten andere Menschen (Situation) mit der Aktivierung argwöhnischer Wissens- und Verarbeitungsstrukturen reagieren. Diese können die Bereitschaft zur Kooperation in sozial unsicheren Situationen kurzfristig verringern und langfristig zu einem Verlust sozialen Vertrauens führen (Gollwitzer, Rothmund, Pfeiffer, & Ensenbach, 2009; Rothmund, Gollwitzer, & Klimmt, 2011). Die vorliegenden empirischen Befunde zeigen, dass unterschiedliche Arten von Informationen über antisoziales Verhalten Anderer argwöhnische Informationsverarbeitung auslösen können.
In der Politikwissenschaft existieren bereits empirische Belege dafür, dass mediale Berichte über Politiker bzw. deren moralisches Fehlverhalten (bspw. Steuerbetrug, Korruption, Sexskandale etc.) das soziale Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern sowie deren Unterstützung für politische Akteure beeinträchtigen können (Maier, 2002, 2003; 2010). Das Ziel des vorliegenden Projekts besteht darin, bestehende empirische Ansätze um eine Untersuchung der zugrunde liegenden sozial-kognitiven Verarbeitungsprozesse zu ergänzen. Aus diesem Grund ist eine enge inhaltliche Kooperation zwischen Psychologie (T. Rothmund, A. Baumert & M. Schmitt) und Politikwissenschaften (J. Maier) vorgesehen.
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Projektteam
- Tobias Rothmund
- ehemalige/r Mitarbeiter/in
(Institut für Kommunikationspsychologie und Medienpädagogik)
- Jürgen Maier
- Mitarbeiter/in
(Abteilung Politikwissenschaft)