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Ökonomische Analyse der Arbeitsgerichtsbarkeit: Operatives Controlling der Landesarbeitsgerichte

Laufzeit: 01.07.1998 - 01.04.2003

Kurzfassung


Dr. Martin Schneider: Die vergleichende Erfolgsmessung von Organisationen ist zur Obsession (Harvey/ Pettigrew/ Ferlie 2002) geworden und dringt inzwischen auch in traditionell kennzahlenfreie Räume vor wie etwa in Ministerien, Schulen und Gerichte. Die vorliegenden Methoden zur Erfolgsmessung sind jedoch für komplexe Dienstleistungen meist unzureichend. Das vorliegende Projekt entwickelt daher ein Konzept des operativen Controllings komplexer professioneller Dienstleistungen am Beispiel der...Dr. Martin Schneider: Die vergleichende Erfolgsmessung von Organisationen ist zur Obsession (Harvey/ Pettigrew/ Ferlie 2002) geworden und dringt inzwischen auch in traditionell kennzahlenfreie Räume vor wie etwa in Ministerien, Schulen und Gerichte. Die vorliegenden Methoden zur Erfolgsmessung sind jedoch für komplexe Dienstleistungen meist unzureichend. Das vorliegende Projekt entwickelt daher ein Konzept des operativen Controllings komplexer professioneller Dienstleistungen am Beispiel der Landesarbeitsgerichte (LAGe), der zweiten Instanz in der deutschen Arbeitsgerichtsbarkeit. Die Effizienz (das Output/ Input-Verhältnis) der LAGe wird miteinander verglichen und es werden wesentliche Determinanten der Effizienz und des Outputs herausgearbeitet.
Vorgehen: Die Arbeit unterstellt ein produktionswirtschaftliches Controllingverständnis. Die komplexe Dienstleistung als Produktion darzustellen erfordert Anpassungen gegenüber der traditionellen Produktionsfunktion, die sich auf Sachleistungen bezieht. Die Klienten sind Koproduzenten der Rechtsprechung und die professionellen Leistungsersteller besitzen einen großen Ermessensspielraum. Die Verhaltensproduktionsfunktion ergänzt daher die Inputs und Outputs um Verhaltensvariablen wie die Schwierigkeit der Fälle sowie die Qualifikation und die Erfahrung der Leistungsersteller (vgl. Gaynor/ Pauly 1990). In dieser Arbeit werden diese Verhaltensproduktionsfunktionen in zwei Schritten ermittelt: Zunächst werden geeignete Erfolgsindikatoren entwickelt und mit Hilfe der Data-Envelopment-Analyse (DEA) zu einem Effizienzmaß verdichtet. Im Anschluss werden Determinanten des Outputniveaus und der Outputstruktur mit Hilfe von Regressionsanalysen untersucht.
Ergebnisse: Im Zentrum des Projektes steht die Anwendung der Verhaltensproduktionsfunktion auf Gerichte, insbesondere die Landesarbeitsgerichte. Die wesentlichen Erfolgsindikatoren der Gerichte werden nicht nur, wie in der Rechtswissenschaft üblich, nach Quantität und Qualität differenziert, sondern auch nach Konfliktbeilegung und Rechtsschöpfung. Hierbei meint Konfliktbeilegung die Erledigung einzelner Streitfälle; Rechtsschöpfung hingegen die Veröffentlichung von Entscheidungen, die auf die Rechtsfindung in künftigen Konflikten ausstrahlen (Landes/ Posner 1979). Der Output in der Konfliktbeilegung wird ermittelt anhand von Indikatoren zur Zahl der erledigten Fälle, zur Vergleichsorientierung und zur Verfahrensdauer. Auf der Basis intensiver Inhaltsanalysen in der juristischen Datenbank der Juris GmbH wird der Output in der Rechtsschöpfung ermittelt anhand der Publikation und der Rechtsmittelfestigkeit von Entscheidungen. Eine DEA mit Daten für neun LAGe im Zeitraum 1980 bis 1998 erlaubt es, effiziente von ineffizienten Gerichten deutlich zu unterscheiden. So erweisen sich die LAG Berlin und Schleswig-Holstein immer wieder als besonders produktive Gerichte, die LAG Bremen und Hamburg hingegen als unproduktive Gerichte. Das LAG Saarland fällt durch besonders hohe Vergleichsquoten auf. Die Regressionsanalysen erlauben es zudem, wesentliche Determinanten des Output und der Outputstruktur zu identifizieren: Erstens betreiben die LAGe besonders viel Rechtsschöpfung, wenn sich das Arbeitsleben stark ändert und dies neue Rechtsfragen aufwirft. Zweitens beeinflussen die Fähigkeiten und Karriereanreize der Richter offenbar den Gerichtsoutput. So macht ein hoher Anteil an Richtern mit Doktortitel die Gerichte produktiver. Der Anteil der Richter mit Karriereambitionen führt zudem zu mehr Rechtsschöpfung gemessen anhand der Zahl der in Juris publizierten Entscheidungen. Die verwendete Methodik lässt sich auf andere Gerichtszweige übertragen, und die entfaltete Idee der Verhaltensproduktionsfunktion kann zum operativen Controlling professioneller Bürokratien generell genutzt werden.
Publikationen: Operatives Controlling professioneller Dienstleistungen: Der Ansatz der Verhaltensproduktionsfunktion am Beispiel der Landesarbeitsgerichte. Habilitationsschrift. Druck in Vorbereitung.
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Veröffentlichungen




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