Kurzfassung

Neben dem Hauptziel schulischer Bildung, Schüler/inne/n hohe fachliche Kompetenzen zu vermitteln, stellt deren Fähigkeitsselbstkonzept (FSK) eine wesentliche Zielvariable dar. Hinzu kommt, dass sich Leistung und FSK in den einzelnen Domänen wechselweise beeinflussen (Reciprocal-Effects-Modell). Für unterrichtliches Handeln bedeutet dies, dass weder alleine die Fokussierung der Leistung noch alleine die Förderung der Erfolgszuversicht der Schüler/innen zu maximalen Schulerfolg führt, sondern...Neben dem Hauptziel schulischer Bildung, Schüler/inne/n hohe fachliche Kompetenzen zu vermitteln, stellt deren Fähigkeitsselbstkonzept (FSK) eine wesentliche Zielvariable dar. Hinzu kommt, dass sich Leistung und FSK in den einzelnen Domänen wechselweise beeinflussen (Reciprocal-Effects-Modell). Für unterrichtli¬ches Handeln bedeutet dies, dass weder alleine die Fokussierung der Leistung noch alleine die Förderung der Erfolgszuversicht der Schüler/innen zu maximalen Schulerfolg führt, sondern dass beide Aspekte gleich-berechtigt in den Blick genommen werden müssen. Anliegen des Forschungsvorhabens ist es, die Gelin-gensbedingungen für die individuelle Förderung der Leistung und des FSK unter dem organisatorischen Rahmen der Binnendifferenzierung in heterogenen Lerngruppen im Vergleich zu anderen Formen schuli¬scher Leistungsdifferenzierung zu erforschen und Praktiker/inne/n darauf aufbauend evidenzbasierte Hand-lungsempfehlungen geben zu können.

Die nicht zuletzt durch Schulstrukturreformen in der Sekundarstufe I entstehende vergrößerte Heterogenität der Lerngruppen stellt veränderte Anforderungen an die Lehrkräfte. So impliziert das Unterrichten in hetero-genen Lerngruppen die Umsetzung binnendifferenzierender Maßnahmen. Unter den Oberbegriff der „Bin-nendifferenzierung“ (Abstimmung des Unterrichts auf unterschiedliche Subgruppen von Schüler/inne/n) las-sen sich jedoch zahlreiche Handlungsweisen fassen, die im Hinblick auf ihre Effekte kaum systematisch erforscht sind.

Das Vorhaben umfasst eine Reihe von Haupt- und Nebenstudien, die sich dem Gegenstand aus unter-schiedlichen Perspektiven annähern und komplementäre Erkenntnisse liefern: In den Hauptstudien wird an Datensätzen aus Large-Scale-Assessments (längsschnittlich NEPS und querschnittlich PISA) überprüft, ob sich Befunde internationaler Studien zur Auswirkung von binnendifferenzierendem Unterricht vs. Unterricht in äußerlich differenzierten Lerngruppen auf einerseits das FSK und andererseits die fachliche Leistung auch spezifisch auf die deutsche Sekundarstufe I übertragen lassen. Eine relative Lücke in der Forschung besteht bezüglich der Auswirkungen von Unterricht in leistungsheterogenen Gruppen auf das FSK. Einige Studien legen nahe, dass das FSK Leistungsschwächerer in heterogenen Gruppen leidet.

In den Nebenstudien wird in einem an das Mixed-Methods-Paradigma angelehnten Vorgehen (qualitative Felderkundung mit anschließender quantitativer Bestandsaufnahme) erhoben, welche binnendifferenzieren-den Maßnahmen mit welcher Zielsetzung, welcher Frequenz und welchem wahrgenommenen Erfolg in der Unterrichtspraxis in verschiedenen Schulfächern zum Einsatz kommen. Am Ende verschiedener Pilotie-rungsschritte steht auch die Entwicklung eines Instruments zur einerseits angemessen feinkörnigen, ande-rerseits aber auch durchführungsökonomischen Messung binnendifferenzierender unterrichtlicher Maßnah-men. Über das aktuelle Vorhaben hinausgehend kann damit in künftigen Studien detailliert untersucht wer-den, welche dieser Maßnahmen spezifische Effekte auf das FSK der Schüler/innen haben. Falls insbeson-dere das FSK Leistungsschwächerer durch den Unterricht in heterogenen Gruppen leidet, kann ferner unter-sucht werden, ob spezifische binnendifferenzierende Maßnahmen diesen Effekt abmildern.
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