Staatliche Umverteilung aus der Perspektive der politischen Ökonomie
KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Bd. 65. H. 4. Springer Nature 2013 S. 569 - 596
Erscheinungsjahr: 2013
Publikationstyp: Zeitschriftenaufsatz
Sprache: Deutsch
Doi/URN: 10.1007/s11577-013-0234-5
Inhaltszusammenfassung
Die in den letzten Dekaden in hochindustrialisierten Ländern wachsenden Diskrepanzen in der Verteilung der Markteinkommen wurden durch staatliche Einkommensumverteilung mehr oder weniger stark abgefedert. Welche Faktoren erklären den international und intertemporal variierenden Umfang staatlicher Korrekturen? In Ansätzen der politischen Ökonomie zu Umverteilung zeige ich eine Wendung weg von der Sicht, dass der Wandel der Einkommensstrukturen Umverteilung auslöse, hin zu politischen Faktoren ...Die in den letzten Dekaden in hochindustrialisierten Ländern wachsenden Diskrepanzen in der Verteilung der Markteinkommen wurden durch staatliche Einkommensumverteilung mehr oder weniger stark abgefedert. Welche Faktoren erklären den international und intertemporal variierenden Umfang staatlicher Korrekturen? In Ansätzen der politischen Ökonomie zu Umverteilung zeige ich eine Wendung weg von der Sicht, dass der Wandel der Einkommensstrukturen Umverteilung auslöse, hin zu politischen Faktoren wie Parteienmacht, politischen Institutionen. Alle betonen aber die dazu nötigen Koalitionen der Unterschicht mit der Mittelschicht. Neuere Ansätze verbinden Einkommensstrukturen und politische Faktoren mit dem Begriff sozialer Affinitäten. Demnach würden je nach Distanz zwischen mittleren und angrenzenden Einkommensgruppen politische Koalitionen mit „Oben“ oder „Unten“ wahrscheinlich. Der Beitrag testet diese Affinitätshypothese mit einem „pooled cross sectional time series“ Datensatz mit Indices zu Umverteilung und Verteilung der Markteinkommen, die mit Mikrodaten der LIS von 1980–2005 kalkuliert wurden. Proponenten dieser These erklärten die Entwicklung der Umverteilung mit schrumpfenden Einkommensdistanzen und deshalb wachsender Nähe zwischen Mittelschicht und unteren Einkommen und damit ähnlichen „voter demands“. Meine Ergebnisse weisen in eine andere Richtung: Staatliche Umverteilung wächst bei zunehmenden Einkommensdistanzen zwischen Haushalten im ärmeren und mittleren Quintil. Die stabile Position der Mitte in der Verteilung der Markteinkommen stellt Affinitäten und Koalitionsneigung mit unteren Einkommen in Frage. Die Bedingungen für doch mögliche Verteilungskoalitionen werden geprüft. Als Desiderat bleibt die Erfassung politischer Koalitionen offen.» weiterlesen» einklappen
Klassifikation
DDC Sachgruppe:
Sozialwissenschaften, Soziologie