The amphibian pathogen Batrachochytrium salamandrivorans in the hotspot of its European invasive range: past – present – future
Salamandra. Bd. 56. H. 3. Mannheim: Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V. (DGHT) 2020 S. 173 - 188
Erscheinungsjahr: 2020
ISBN/ISSN: 0036–3375
Publikationstyp: Zeitschriftenaufsatz
Sprache: Englisch
Inhaltszusammenfassung
Die Salamanderpest, verursacht durch den Amphibien-Chytrid-Pilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal), ist eine der weltweit gefährlichsten Amphibienkrankheiten. Sie bedroht derzeit die gesamte Diversität westpaläarktischer Schwanzlurche. Offenbar asiatischen Ursprungs und erst kürzlich nach Europa eingeschleppt, wurde Bsal im Freiland an bislang ca. 80 Standorten in vier Ländern nachgewiesen. Deutschland ist derzeit mit etwa der Hälfte (N = 50) aller bekannten europäischen Nachweise ein B...Die Salamanderpest, verursacht durch den Amphibien-Chytrid-Pilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal), ist eine der weltweit gefährlichsten Amphibienkrankheiten. Sie bedroht derzeit die gesamte Diversität westpaläarktischer Schwanzlurche. Offenbar asiatischen Ursprungs und erst kürzlich nach Europa eingeschleppt, wurde Bsal im Freiland an bislang ca. 80 Standorten in vier Ländern nachgewiesen. Deutschland ist derzeit mit etwa der Hälfte (N = 50) aller bekannten europäischen Nachweise ein Bsal-„Hotspot“. Unsere Daten basieren auf > 8.500 Schwanzlurch-Proben, die hauptsächlich durch Hautabstriche und quantitative PCR auf Bsal untersucht wurden (> 3.300 davon neu seit 2019). Innerhalb von Bsal-Regionen waren ~ 6-7% der untersuchten Schwanzlurche Bsal-positiv. Der bislang älteste bekannte europäische Nachweis des Pathogens stammt zwar aus Deutschland (2004), eine massive Ausbreitung von Bsal ist aber erst in den letzten fünf Jahren mit 17 neuen Bsal-Standorten allein seit 2019 beobachtet worden. Derzeit breitet sich Bsal offenbar in der Nord- und der Südeifel und – seit 2017 – im Ruhrgebiet aus. Neuerdings ist das Pathogen auch aus Süddeutschland (Bayern) bekannt und eine weitere Ausbreitung ist zu erwarten. Ein neues Artverbreitungsmodell (SDM) für Bsal, das auf > 100 nativen und invasiven Fundorten des Pathogens basiert, sagt großflächig geeignete Gebiete in den meisten Teilen Deutschlands voraus. Bsal infiziert alle fünf aus den betroffenen Regionen bekannten Schwanzlurcharten und hat nachweislich katastrophale Auswirkungen auf den Europäischen Feuersalamander (Salamandra salamandra). Alle Populationen in Deutschland (sowie die in Belgien und den Niederlanden) sind im Zusammenhang mit Bsal-Infektionen dramatisch zurückgegangen. Einige sind möglicherweise sogar durch die Salamanderpest ausgestorben. Dennoch kann an den meisten Bsal-positiven Standorten noch immer eine geringe Anzahl Europäischer Feuersalamander (zumindest durch systematische Larvenerhebungen) erfasst werden. Mindestens eine Population scheint sich sogar erholt zu haben und ist derzeit offensichtlich Bsal-frei. Über die Auswirkungen von Bsal auf Molche ist wenig bekannt, und sowohl die Prävalenzen als auch die individuellen Infektionsbelastungen können über die Zeit stark variieren, selbst innerhalb einer Population. Die Situation des Nördlichen Kammmolchs (Triturus cristatus) ist jedoch alarmierend, da auch diese Art, offenbar aufgrund von Bsal, an einigen Standorten einen Rückgang erfährt. Obwohl einige Anuren als potentielle Bsal-Reservoirs und Überträger diskutiert werden, haben wir nur bei einem von 365 untersuchten Froschlurchen Bsal entdeckt (ein Grasfrosch, Rana temporaria). Eine Ko-Infektion von Bsal mit dem verwandten Chytridpilz Batrachochytrium dendrobatidis ist bei insgesamt drei Arten (S. salamandra, T. cristatus, Ichthyosaura alpestris) und vier Standorten nachgewiesen worden. Die alarmierenden Bsal-Daten aus Deutschland erfordern sofortige Schutzmaßnahmen auf allen Ebenen, einschließlich der ex situ-Erhaltung. Wir unterstützen daher nachdrücklich die Erstellung und Umsetzung eines nationalen Bsal-Aktionsplans.» weiterlesen» einklappen
Autoren
Klassifikation
DFG Fachgebiet:
Zoologie
DDC Sachgruppe:
Biowissenschaften, Biologie
Verknüpfte Personen
- Philipp Böning
- Mitarbeiter/in
(Universität Trier)
- Stefan Lötters
- Mitarbeiter/in
(Geowissenschaften - Biogeographie)