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Aktueller Kenntnisstand zur Verbreitung des Erregers der Salamanderpest (Batrachochytrium salamandrivorans) in Rheinland-Pfalz

Dendrocopos. Bd. 46. Trier: NABU Region Trier 2019 S. 35 - 66

Erscheinungsjahr: 2019

Publikationstyp: Zeitschriftenaufsatz

Sprache: Deutsch

Inhaltszusammenfassung


Der Erreger der als Salamanderpest bezeichneten Amphibienhauterkrankung - der Chytridpilz Batrachochytrium salamandrivorans - ist inzwischen an mehreren Standorten in Mitteleuropa (in den Niederlanden, Belgien und Deutschland) nachgewiesen, mit besonders schweren Folgen für die anscheinend sensibelste Wirtsart, den Feuersalamander (Salamandra salamandra). Während für Deutschland neben dem Ruhrgebiet mehrere befallene Populationen in der Nordeifel (Nordrhein-Westfalen) bekannt sind, war der Ha...Der Erreger der als Salamanderpest bezeichneten Amphibienhauterkrankung - der Chytridpilz Batrachochytrium salamandrivorans - ist inzwischen an mehreren Standorten in Mitteleuropa (in den Niederlanden, Belgien und Deutschland) nachgewiesen, mit besonders schweren Folgen für die anscheinend sensibelste Wirtsart, den Feuersalamander (Salamandra salamandra). Während für Deutschland neben dem Ruhrgebiet mehrere befallene Populationen in der Nordeifel (Nordrhein-Westfalen) bekannt sind, war der Hautpilz in Rheinland-Pfalz bisher noch nicht nachgewiesen. Bei früheren Präsenz-Absenz-Kartierungen (2015-2016) des Feuersalamanders wurde bereits eine auffällige Verbreitungslücke mit ehemals bekannten Vorkommen im nordwestlichen Teil der rheinland-pfälzischen Eifel festgestellt (im Bereich des Mittelgebirgszuges "Schneifel"), welche durch eine Larvenerfassung im Jahre 2018 in der gesamten Grenzregion zu Nordrhein-Westfalen bestätigt wurde. Auch der Vergleich mit dem Verbreitungsmuster der Art in einer entfernten, offensichtlich noch nicht von der Salamanderpest betroffenen Region (Hunsrück, Moseltal), legt nahe, dass die in der Schneifel nicht mehr auffindbaren Populationen durch die Salamanderpest ausgelöscht oder zumindest stark reduziert wurden. Es wurden in den Jahren 2015-2018 Hautabstriche von Feuersalamandern und - v.a. wenn diese nicht auffindbar waren - Molchen und Froschlurchen genommen. Durch molekularbiologische Analysen konnte so erstmalig in Rheinland-Pfalz der Erreger der Salamanderpest an parasitierten Berg- (Ichthyosaura alpestris) und Fadenmolchen (Lissotriton helveticus) von insgesamt fünf Standorten festgestellt werden. Drei dieser Standorte befinden sich inmitten der beobachteten Verbreitungslücke des Feuersalamanders in der Schneifel und bestätigen die Vermutung eines dort bereits sichtbaren Effekts der Krankheit. Ein vierter Standort mit infizierten Berg- und Fadenmolchen befindet sich jedoch etwa 15 km Luftlinie von der Schneifel, weiter östlich bei Duppach in der Nähe von Gerolstein, und zudem wurde an Bergmolchen etwa 20 km Luftlinie südlich (Raum Plütscheid, nahe Bitburg) der bisher südlichste Verbreitungspunkt der Salamanderpest in seinem invasiven mitteleuropäischen Areal entdeckt. In diesem zusammenhängenden Waldgebiet werden seit 2015 jährlich die Salamanderlarven-Populationen in drei Mittelgebirgsbächen erfasst. Die Fangzahlen sind seither teils drastisch zusammengebrochen und bei nächtlichen Begehungen konnten hier fast keine oder keine Adulti zur Beprobung aufgefunden werden, was nahe legt, dass auch hier die Salamanderpest bereits die Lokalpopulationen stark reduziert hat. Somit ist die Salamanderpest auf Grundlage eines "minimum convex polygons" nun in einem ca. 170 km² großen Bereich in Rheinland-36 Pfalz bekannt. Neben dem Feuersalamander, der von der Salamanderpest am schlimmsten betroffen scheint, sind auch die Infektionen einheimischer Molche beunruhigend. Bisher konnten zwar in Rheinland-Pfalz noch keine an dem Pathogen verendeten Molche oder eindeutige Bestandsrückgänge von Molchpopulationen nachgewiesen werden, jedoch deuten ein an dem Pathogen verendeter Kammmolch (Triturus cristatus), Totfunde zersetzter Bergmolche und anekdotische Berichte von Bestandsrückgängen in der nordrhein-westfälischen Eifel auf negative Effekte der Salamanderpest auf Molche hin. Die Langzeiteffekte auf Salamander- als auch Molchpopulationen sowie die Entwicklung von Handlungsempfehlungen, um eine weitere Ausbreitung der Salamanderpest zumindest zu verzögern, bleiben weiterhin Forschungsschwerpunkte von besonderer Relevanz für den Amphibienschutz.» weiterlesen» einklappen

Autoren


Wagner, Norman (Autor)
Feldmeier, Stephan (Beteiligte Person)
Beninde, Joscha (Beteiligte Person)
Bredimus, Katja (Beteiligte Person)
Christiansen, Daniel (Beteiligte Person)
Ewen, Johanna (Beteiligte Person)
Feiler, Lara (Beteiligte Person)
Fichera, Gaetano (Beteiligte Person)
Fontaine, Bernd (Beteiligte Person)
Kolwelter, Claude (Beteiligte Person)
Harms, Wiebke (Beteiligte Person)
Hildebrandt, Florian (Beteiligte Person)
Keltsch, Florian (Beteiligte Person)
Marin da Fonte, Luis (Beteiligte Person)
Martens, Alexandra (Beteiligte Person)
Ong, Suan (Beteiligte Person)
Schmitz, Lisa (Beteiligte Person)
Steinfartz, Sebastian (Beteiligte Person)
Vences, Miguel (Autor)
Viebahn, Jonas (Beteiligte Person)
Wagner, Maren (Beteiligte Person)
Wallrich, Katja (Beteiligte Person)
Veith, Michael (Autor)

Klassifikation


DDC Sachgruppe:
Biowissenschaften, Biologie

Verbundene Forschungsprojekte



Verknüpfte Personen