Die Salamanderpest und ihr Erreger Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal): aktueller Stand in Deutschland
Zeitschrift für Feldherpetologie. Bd. 25. H. 1. Bielefeld: Laurenti 2018 S. 1 - 22
Erscheinungsjahr: 2018
Publikationstyp: Zeitschriftenaufsatz
Sprache: Deutsch
Inhaltszusammenfassung
Mit dem Auftreten der Salamanderpest, verursacht durch einen für europäische Schwanzlurche tödlichen Chytridpilz, hat sich die Gefährdungssituation der Herpetofauna in Europa dramatisch verändert. Die ersten bekannten Ausbruchsherde in Belgien und den Niederlanden, an denen es zu Massensterben bei Feuersalamandern kam, liegen jeweils < 10 km von der deutschen Grenze entfernt; somit war damit zu rechnen, dass Bsal auch die angrenzende Eifel erreichen wird. Um die Situation auf deutscher Seite ...Mit dem Auftreten der Salamanderpest, verursacht durch einen für europäische Schwanzlurche tödlichen Chytridpilz, hat sich die Gefährdungssituation der Herpetofauna in Europa dramatisch verändert. Die ersten bekannten Ausbruchsherde in Belgien und den Niederlanden, an denen es zu Massensterben bei Feuersalamandern kam, liegen jeweils < 10 km von der deutschen Grenze entfernt; somit war damit zu rechnen, dass Bsal auch die angrenzende Eifel erreichen wird. Um die Situation auf deutscher Seite zu klären, begann eine Arbeitsgruppe bestehend aus der Biologischen Station StädteRegion Aachen, Universität Braunschweig, Biologischen Station Düren und der Universität Trier in 2014 systematische Untersuchungen an Feuersalamandern und Molchen in der Eifel in Nordrhein-Westfalen (Nordeifel) und Rheinland-Pfalz (Südeifel). Darüber hinaus analysierten wir 186 Feuersalamander aus anderen Gebieten in NRW sowie aus Niedersachsen und Thüringen. Während wir Bsal im Jahr 2014 noch nicht nachweisen konnten, waren in 2015 bereits vier Standorte in der Nordeifel betroffen. Bis 2017 stieg dort die Zahl auf zehn Standorte, die sich fast über das gesamte untersuchte Gebiet verteilen. An drei weiteren Standorten kam es zu massiven Bestandseinbrüchen. Neben Feuersalamandern wiesen wir das Pathogen in der Nordeifel und dem nördlich angrenzenden Kreis Heinsberg auch an Kamm-, Berg- Teich- und Fadenmolchen nach, teilweise außerhalb des Verbreitungsgebiets des Feuersalamanders. In der Südeifel konnte Bsal bisher nicht nachgewiesen werden. Allerdings fanden wir hier an verschiedenen Stellen, an denen noch in den 1990er Jahren Vorkommen bekannt waren, weder Feuersalamander noch deren Larven. Ein weiterer Bsal-Nachweis erfolgte in 2017 im Raum Essen, einhergehend mit einer erheblichen Mortalität von Feuersalamandern. Damit wurde ein zweiter Ausbruchsherd in Deutschland weit abseits (> 70 km) der bekannten Befallsgebiete bekannt, wobei zurzeit unklar ist, wie das Pathogen dort hingekommen ist. Bsal entwickelt sich zu einer der ernsthaftesten Bedrohungen für die Amphibiendiversität Europas. Ausgehend von Deutschland, Belgien und den Niederlanden, aber auch durch den Amphibienimport aus den potenziellen Herkunftsgebieten in Südostasien, hat Bsal ein kaum zu überschätzendes Potenzial, Molch- und Salamander-Populationen großflächig an den Rand der Ausrottung zu bringen. Damit Feldherpetologen nicht zum Vektor dieser hochinfektiösen und tödlichen Amphibienkrankheit werden, ist es unbedingt nötig, empfohlene Hygienestandards einzuhalten. Auch bei Um- und Wiederansiedlungen muss die Gefahr einer ungewollten Verschleppung des Pathogens berücksichtigt werden. Für den Import von Amphibien aus den potenziellen Herkunftsgebieten von Bsal ist eine bundeseinheitliche Neuordnung des Amphibienhandels dringend notwendig.» weiterlesen» einklappen
Autoren
Klassifikation
DFG Fachgebiet:
Zoologie
DDC Sachgruppe:
Biowissenschaften, Biologie